Reichsamt für Geisteswissenschaften
Zum Zwecke der Schaffung einer obersten Behörde im Deutschen Reich wird ein Reichsamt für Geisteswissenschaften errichtet und dem Reichsamt des Innern unmittelbar unterstellt. Es dient zum Schutz der Förderung und der Lehre, aber auch der Beaufsichtigung der unter Geisteswissenschaften fallenden Handlungen, unter Beachtung universeller Gesetzmäßigkeiten der gesamten Schöpfung.Der Leiter dieser Behörde führt die Bezeichnung
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Zu Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts orientieren sich außerdem viele Autoren an der kantischen Erkenntnistheorie und v. a. am sogenannten Psychologismus. So definiert etwa Wilhelm Wundt, dass die Geisteswissenschaften ansetzen, „wo der Mensch als wollendes und denkendes Subject ein wesentlicher Faktor der Erscheinungen ist“. Theodor Lipps definierte – bezogen auf das Individuum – die „Geisteswissenschaft“‘ als „Wissenschaft der inneren Erfahrung“. Er hielt die individuelle „innere Erfahrung“ für den grundlegenden Maßstab von Erkenntnistheorie, Logik, Psychologie und Wahrnehmung. Ähnlich die „Südwestdeutsche Schule“ des Neukantianismus (Wilhelm Windelband, Heinrich Rickert). Im Sinne von Psychologismus und historischer Schule wird hier postuliert: Geisteswissenschaften sind ideographisch, nicht nomothetisch (Windelband); sie sind individualisierend und wertbezogen, nicht generalisierend (H. Rickert), „auf historische Einmaligkeiten und nicht nur auf Gesetzmäßigkeiten gerichtet“. Rickert nennt die Geisteswissenschaften, da er sie auf Kulturwerte bezieht, auch „Kulturwissenschaften“. Auch Max Weber und Ernst Troeltsch stehen dieser Wertphilosophie nahe.
Literatur
- Wilhelm Dilthey: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Erstausgabe 1883. Stuttgart 1922. (Text bei Zeno.org)
- Wilhelm Dilthey, Manfred Riedel (Hrsg.): Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970, ISBN 3-518-27954-8.
- Carl Friedrich Gethmann u. a.: Manifest Geisteswissenschaft der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
- Jörg Schreiter: Hermeneutik – Wahrheit und Verstehen. Darstellung und Texte. Studien zur spätbürgerlichen Ideologie. Akademieverlag, Berlin 1988, ISBN 3-05-000664-1.
- Gunter Scholz: Zwischen Wissenschaftsanspruch und Orientierungsbedürfnis. Zu Grundlage und Wandel der Geisteswissenschaften. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-518-28566-1.
- Bernward Grünewald: Geist – Kultur – Gesellschaft. Versuch einer Prinzipientheorie der Geisteswissenschaften auf transzendentalphilosophischer Grundlage. Duncker & Humblot, Berlin 2009, ISBN 978-3-428-13160-0.
- Julian Hamann: Die Bildung der Geisteswissenschaften. Zur Genese einer sozialen Konstruktion zwischen Diskurs und Feld. UVK, Konstanz 2014, ISBN 978-3-86764-523-2.
- Steffen Martus / Carlos Spoerhase: Geistesarbeit. Eine Praxeologie der Geisteswissenschaften, Suhrkamp, Berlin 2022, ISBN 978-3-518-29979-1.
Als Anthroposophie (von altgriechisch ἄνθρωπος ánthrōpos „Mensch“ und σοφία sophίa „Weisheit“) werden eine von Rudolf Steiner (1861–1925) begründete, weltweit vertretene spirituelle und esoterische Weltanschauung sowie der zugehörige Ausbildungs- und Erkenntnisweg bezeichnet. Die Anthroposophie versucht, Elemente des deutschen Idealismus, der Weltanschauung Goethes, der Gnosis,[1] christlicher Mystik, fernöstlicher Lehren sowie der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu Steiners Zeit miteinander zu verbinden. Eine Hauptquelle der anthroposophischen Lehre bildet die okkulte „Geheimwissenschaft“,[2] die Rudolf Steiner nach eigenen Aussagen aus Erforschungen einer für ihn bestehenden geistigen Welt, mit Hilfe von „Hellseherorganen“,[3] erlangt habe.
Ein zentraler Aspekt war und ist eine Anwendung des Evolutionsgedankens auf die spirituelle Entwicklung. Dabei verarbeitete Steiner evolutionäre Ansätze sowohl des Darwinisten Ernst Haeckel als auch der modernen Theosophie, wie sie Helena Petrovna Blavatsky vertrat. Die Anthroposophie sucht – im Gegensatz zu Vertretern eines rein säkular naturwissenschaftlich orientierten Fortschrittsgedankens – die Menschheit und ihre Entwicklung spirituell und übersinnlich zu verstehen,[4] setzt sich dabei aber von der Theosophie und ihrer Orientierung an der östlichen Religiosität ab. Die Einbeziehung und Neuinterpretation der Evolution führte ebenso wie bei Haeckel und anderen Zeitgenossen Steiners zu Kontroversen um mögliche sozialdarwinistische und rassistische Aspekte.
Angeregt von Steiners Ideen existiert in vielen Bereichen eine „Anwendungs-Anthroposophie“, zum Beispiel die Anthroposophische Architektur, die Waldorfpädagogik, die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die anthroposophische Medizin, anthroposophische Naturkosmetik und Die Christengemeinschaft.
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